Britischer Parliamentary-Stil

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Deniz Fuchidzhiev at Unsplash

Der Stil orientiert sich an der Debattiertradition des englischen Unterhauses. Die Regierung stellt einen Antrag vor, den die Opposition angreift. Ziel ist die größtmögliche Spannbreite an Argumenten: Beide Seiten versuchen ihre Position mit starken Argumenten zu unterstützen. Eine Abstimmung gibt es nicht, einen Kompromiss allenfalls nach der Debatte (vgl. Fischer 2004: 1).

Beteiligte Personen

Pro Debatte treten vier Zweierteams gegeneinander an (Siehe Grafik). Auch die Teams auf der gleichen Seite konkurrieren miteinander – wie in Koalitionsregierungen muss jedes Team ein eigenes Profil zeigen. Dabei herrscht „Fraktionszwang“: Alle Redner müssen an vorher gebrachte Argumente anknüpfen und dürfen der eigenen Seite nicht widersprechen. Die Positionen der Teams werden ausgelost (vgl. ebd.).

  1. Premierminister und Stellvertretender Premierminister: Eröffnen die Debatte mit ihrem Antrag
  2. Oppositionsführer und Stellvertretender
  3. Oppositionsführer: Eröffnen die Gegenrede zum Antrag
  4. Mitglied und Schlussredner der Regierung: Abschlussstatement für den Antrag
  5. Mitglied und Schlussredner der Opposition: Abschlussstatement gegen den Antrag (vgl. ebd.).

Ablauf der Debatte

Jeder Redner hat 7 Minuten Redezeit – nicht viel Zeit für gut strukturierte und inhaltsreiche Reden. Um Monologe zu vermeiden, sind Zwischenfragen von der Gegenseite erwünscht. Allerdings bestimmt alleine der jeweilige Redner, ob und wann er Zwischenfragen zulassen will. Zur Orientierung gibt es Zeitsignale: Bei 1’ und 6’ jeweils ein Signal, zwei Signale nach Ablauf der Redezeit. Redner werden nicht abgeklingelt – wer zu stark überzieht, verliert aber Punkte (vgl. Fischer 2004: 1).

Aus dem Thema muss die eröffnende Regierung einen kreativen Antrag desti-llieren, und eine konkrete, streitbare Politikänderung vorschlagen. Die Opposition wendet sich gegen diesen Antrag. Jeder Redner hat eine bestimmte Aufgabe:

Die ersten Redner auf beiden Seiten führen in das Thema ein, die zweiten bauen die Argumentation aus, die dritten Redner müssen noch einen neuen Aspekt einbringen, die Schlussredner fassen noch einmal klar und polemisch die Debatte für ihre Seite zusammen (vgl. ebd.).

Entscheidend für jede Debatte ist der gegenseitige Bezug: Redner müssen die Argumente der Gegenseite entkräften, bevor sie eigene, neue Punkte aufwerfen. Dabei darf man nicht dem widersprechen, was vorher auf der eigenen Seite gesagt wurde. Selbstverständlich wird mit „parlamentarischer Sprache“ debattiert, Beschimpfen ist verboten (vgl. ebd.).

Feedback und Punktwertung

Nach der Debatte erhalten die Redner von der Jury ein kurzes Feedback mit Tipps für kommende Debatten. Bei Turnieren werden Punkte vergeben, pro Redner zwischen 50 (sehr dürftig) und 100 (ausgezeichnet). Viele Punkte gibt es für gut strukturierte, inhaltsreiche und sauber argumentierte, kurz: überzeugende Reden sowie den geschickten Umgang mit Zwischenfragen (vgl. ebd.).

Das Bewertungssystem ist relativ einfach: Der Inhalt zählt 50 Prozent, jeweils 25 Prozent entfallen auf die „Methode“ (Gliederung und Teamwork) sowie die Form (Gestik, Mimik etc) (vgl. ebd.).

Literatur

D’Cruz, Ray: World University Debating Counsil. In: http://www.streitkultur.net/wp- content/uploads/2011/03/englischedebatte-wudc_ov.pdf. [Zugriff 09.10.2015].

Fischer, Jens (2014): BPS kurzgefasst: So wird debattiert. In: http://vdch.de/wp-content/uploads/2012/02/BPS-Regeln-kurz-2004.pdf [Zugriff 09.10.2015].