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Gemeinsame Erklärung von Rektorat, Senatsvorsitz und AStA-Vorsitz: Wie wollen wir miteinander leben?

  • Medien

Nach den Anschlägen am 7. Oktober 2023 und den damit verbundenen Ausschreitungen in Deutschland, auch in unseren Universitätsstädten Duisburg und Essen, sehen wir mit großer Sorge, dass sich auch Mitglieder unserer Universität bedroht oder verängstigt fühlen. An verschiedenen Stellen der Universität wurden Hassparolen gegen unterschiedliche Religionsgemeinschaften angebracht, die wir keinesfalls, wie häufig in der Presse oder den sozialen Medien zu lesen, nur als „Schmierereien“ betrachten, sondern als dass, was sie sind: Hassparolen. Wir bringen diese Vorgänge zur Anzeige und schalten die entsprechenden Behörden ein.

Darüber hinaus sagen wir hier mit aller Deutlichkeit: Die Universität Duisburg-Essen ist entsprechend unseres Selbstverständnisses und unserer Wertevorstellungen ein in jeder Hinsicht gewaltfreier Raum, der allen ihren Mitgliedern, ganz gleich ob Studierenden, Lehrenden, Wissenschaftler*innen oder Mitarbeiter*innen in Technik und Verwaltung, eine Arbeits- und Bildungsstätte bietet, die sie angstfrei aufsuchen können.  Das Fundament unseres Leitmotivs „Offen im Denken“ ist Toleranz, die sich gerade an der gewaltfreien Auseinandersetzung mit den Positionen Andersdenkender messen lassen muss. Es bedeutet selbstverständlich nicht, dass rassistische oder diskriminierende Beleidigungen toleriert werden. Wir verfolgen jegliche Diskriminierung mit den uns zur Verfügung stehenden rechtsstaatlichen Mitteln.

Wir teilen die Einschätzung von Vizekanzler Robert Habeck, formuliert in seiner viel beachteten Rede vom 2. November 2023, wonach die hier lebenden Musliminnen und Muslime selbstverständlich Anspruch auf Schutz vor rechtsextremer Gewalt haben. Wir wiederholen hier, was er sagte: „Wenn sie angegriffen werden, muss dieser Anspruch eingelöst werden“. Und ebenso müssen wir alle gemeinsam diesen Anspruch jederzeit einlösen, wenn Jüdinnen und Juden angegriffen werden. Wir alle müssen uns klipp und klar von Antisemitismus distanzieren, um unser aller Anspruch auf Toleranz nicht zu unterlaufen. Habeck sagte, wir sagen: „Für religiöse Intoleranz ist in Deutschland kein Platz.“

Toleranz und Neugier sind weltweit der Wesenskern universitären Lebens. Das Interesse an der Meinung der Anderen, die Auseinandersetzung im Diskurs, eingedenk des selbstkritischen Zweifels – Könnte die*der Andere im Recht sein? –  sind konstitutiv für aufgeklärtes, wissenschaftliches Denken.

Wie wollen wir miteinander leben? Das haben wir eingangs gefragt. Wir begegnen einander als Menschen respektvoll und auf Augenhöhe, auch bei unterschiedlichen Meinungen konziliant im Ton und immer gewaltfrei. Insofern bitten wir Sie alle, sich in diesem Geiste erkennen zu geben und denen, die Angst haben, mit Ihrer Haltung Vertrauen und Sicherheit zu geben. Die Universität Duisburg-Essen ist für alle ein offener und sicherer Ort. Wir möchten, um es mit Theodor Adorno zu sagen, ohne Angst verschieden sein können.